Interview von Elvira mit Sabine

Erzähl uns Sabine, wir sind gespannt!

 

Sag mal, wie kamst Du denn zu den Eseln?

Kennt Ihr das Buch „Mein Esel Benjamin“? Ein Kult-Kinderbuch aus den Sechziger Jahren.

Für mich der Samen aus dem meine Tierliebe entstand. Die Entscheidung selbst Esel zu halten traf ich viele Jahre später. Ein Eselhalter gab 2009 drei Esel ab. Alles Buben. Kasper, neun Jahre alt, Gustl mit sieben und Hannes erst fünf. Ohne lang zu überlegen übernahm ich die drei.  „Roh“ also ohne jegliche Ausbildung. Das meint, sie waren nicht mal an ein Halfter gewöhnt.

Die Farm in Dettingen hatte ich schon vorbereitet. Also begann der weite Weg der vierstufigen Ausbildung zum Therapietier und für mich zur Therapeutin. Basis dafür ist der klare, faire und einfühlsame Umgang zwischen Mensch und Tier. Man nennt das „Horsemanship“.

Ich packte dafür immer einen Esel in den Hänger und zog zu den Ausbildungsorten. Was er dann gelernt hatte, brachte ich den anderen daheim bei.

 

Wie verläuft ein typischer Arbeitstag bei Dir? Bist Du jeden Tag auf der Farm?

Am Morgen mache ich mich auf den Weg zu den Eseln. Ich versorge sie mit Futter, Wasser und schaue, ob sie gesund sind. Natürlich fällt auch Mist an. Also halte ich den Stall sauber. Währenddessen unterhalten wir uns. Nicht lachen, ja, wir verstehen uns richtig gut.

Später folgen die Therapiestunden. Dabei genießen die Klienten meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Wir arbeiten zusammen an den gemeinsam gesteckten Zielen.

An anderen Tagen scheint hier der Wilde Westen einzuziehen. Dann betreue ich eine Rasselbande während eines Kindergeburtstages.

Wenn die Kids ins Heu hüpfen und zum ersten Mal merken, dass das richtig pieckst ist der Spaß riesig.

 

Sind alle Esel gleich Sabine?

Nein, was denkt Ihr! Esel ist nicht gleich Esel.

Kasper ist der Sensibelste. Seine Feinfühligkeit macht ihn manchmal schreckhaft. Doch damit kann ich gut umgehen. Ich schätze besonders seine Aufmerksamkeit und Lernbereitschaft. Davon profitiert die ganze Gruppe.

Hannes, der Jüngste, ist der Spaßesel. Er ist ein richtiger Witzbold, manchmal ungestüm. Er ist der Einzige der sich traut, den Stromzaun zu prüfen. Wehe da fließt nichts. Dann büxt er aus, und die anderen mit. Genau das passende Tier für Klienten die sich sehr zurücknehmen im Umgang mit anderen. Die stupst er aus der Reserve.

Bleibt unser Gustl. Ihn nenne ich Bewegungsesel. Auf ihm können Kinder reiten. Gustl ist fürsorglich, passt auf, dass keines runterfällt. Seine emotionale Intelligenz schätze ich sehr.

 

Alles im Leben ist im Fluss, welche Ziele hast Du Dir noch gesteckt?

Ein schönes Bild! Das Leben als Fluss. Meine Quelle der therapeutischen Arbeit sprudelte während der Elternzeit. Ich schloss die Fortbildung zur  Systemischen Beraterin erfolgreich ab. Mein Wissen aus dem Erststudium und die Erfahrungen aus meinem beruflichen Wirken verbanden sich mit den neuen Inhalten. Bis heute lerne ich mit jedem Klienten dazu. Ich bilde mich ständig weiter. So wurde aus der Quelle ein quirliges Gewässer in das stets neue Bäche münden. So verstehe ich das Bild des Flusses für mein berufliches Leben. Inspirieren lasse ich mich dabei auch von anderen Therapiekonzepten. Zum Beispiel der Kinesiologie. Denn die Verbindung verschiedener Ansätze entfaltet eine heilende Wirkung.